Schmerzen beim Tätowieren
- 26.01.2024
- TATTOO LEXIKON
Wie gehe ich mit Schmerzen beim Tätowieren um?
Vorab, Schmerzen beim Tätowieren sind sehr unterschiedlich, abhängig von Körperstelle und variieren zudem auch von Person zu Person sehr stark. Beim Schmerzempfinden spielt die mentale Einstellung dazu eine sehr große Rolle, natürlich mitunter ebenfalls noch andere Faktoren.
Das Schmerzempfinden ist eine Zusammenkunft mehrerer Faktoren (biologisch, seelisch, sozial). Ist der mechanische Schmerzreiz hoch, reagieren die Schmerzrezeptoren im Körper auf den Reiz. Dieser Reiz wird im Anschluss im Gehirn verarbeitet, darauf folgt eine Reaktion in Form von bewusster Schmerzwahrnehmung. Daraus lässt sich schließen, dass jeder Mensch ein ganz individuelles Schmerzempfinden hat.
Schmerz ist ein körpereigenes Empfinden, welches für uns sehr viele positive Eigenschaften hat. Es schützt uns als Kind, damit wir uns beim Zahnwechsel nicht die Finger abkauen oder bei der Tischkante nicht unbemerkt den Bauch aufreißen, es signalisiert äußerliche sowie innerliche Probleme im Körper. Wir sollten dieses Gefühl nicht meiden oder als negativ betrachten, sondern mit ihm umgehen lernen, als Antenne für die Körpergesundheit nutzen oder als Herausforderung im Leben sehen. Schmerzen dienten damals als Teil des Überlebensinstinktes, daher dürfen wir dieses Empfinden gerne entsprechend würdigen. Schmerzen sind nicht nur negativ behaftet, sie schütten ebenfalls einige positive Stoffe wie beispielsweise Adrenalin, Serotonin (Glückshormon), Endorphine (körpereigenes Schmerzmittel) oder Kalium- und Wasserstoffionen im Körper aus.
Lass dich nicht von den Meinungen in deinem Umfeld verunsichern, denn was dem einen unfassbar weh tut, könnte dich unter Umständen nicht einmal jucken. Sollte dir somit jemand eine Tattoostelle ausreden wollen, weil die Stelle „weh tut“, raten wir dir auf diesen Rat nicht zu hören. Sei du selbst und lass dir dein Wunschmotiv genau an der Stelle stechen, an der du es haben möchtest! Tattoos sind ein Ausdruck deiner Selbst auf deiner Haut, daher sollst auch nur du die Entscheidungskraft besitzen, leg sie niemals in die Hände anderer!
Mentale Einstellung zum Schmerz
Prinzipiell gilt wie bei allen Empfindungen, welche unser Körper ausschüttet: schenke ich dem viel Beachtung oder wenig? Lass ich mich davon lenken oder versuche ich es zu kontrollieren? Die Aufmerksamkeit bei Schmerz während dem Tätowieren verhält sich ähnlich wie wenn jemand an deiner Haustür klopft und du entscheiden kannst, ob du ihm die Tür öffnest oder nicht.
Bei längeren Sitzungen, in der Regel nach den ersten 3 Stunden, wenn die erste Erschöpfung hochkommt, wird das Klopfen an der Tür immer lauter. Man kann hier immer noch entscheiden, ob man dem Ganzen mehr oder weniger Aufmerksamkeit schenkt, ein Lenken ist noch möglich. Ist einmal die Tür geöffnet und der Schmerz bei dir im Raum ist es in der Regel sehr schwierig nicht vom ihm gesteuert zu werden. Die Präsenz ist somit viel stärker und ein „aus der Wohnung werfen“ wird nicht mehr möglich sein. Hier ist vorab schon für dich ein mentaler Tipp, ob du entscheidest, ihn als Freund oder Feind anzusehen. Eine weitere Anregung ist auch, sich vorzustellen ein Blitzableiter zu sein, der den Schmerz vom Tattoo in deine Sitzmöglichkeit ableitet und im Körper erst gar nicht ankommen lässt. Aber auf keinen Fall festkrallen oder anspannen bzw. gegenhalten.
Egal wie oft man tätowieren war, den Schmerz in seiner gesamten Breite und Intensität, vergisst oder verdrängt man im Nachhinein immer. Immerhin werden im Anschluss Endorphine ausgeschüttet, die Freude über das neue Tattoo, die Erleichterung, dass es vorbei ist und man es geschafft hat und vieles mehr kehrt ein. Dies lässt das Erlebnis als Gesamtes als positiv in Erinnerung bleiben.
Schmerz ist vergänglich, was bleibt ist der Stolz!
Dieses Zitat hat wahrscheinlich fast jeder in seinem Leben schon mal gehört und auch hier kann man einiges aus dem Zitat ableiten. Wer denkt im Leben nie auf Schmerz zu treffen, lebt nicht wirklich! Erst in Zeiten des Schmerzes können wir wachsen. Und am Ende deiner Tattoo Session überwiegt dann die Freude!