Möchte ich damit Verlust kompensieren und übereile damit meine Entscheidung?

Hi.
Schön, dass du immer noch dabei bist, und auf einen weiteren Teil gefiebert hast. Du bist bestimmt schon auf die kunterbunten 5 gespannt. Dafür müssen wir aber noch ein paar grundlegende Fragen klären. Aber, um dich zu beruhigen, wir sind bei Frage 6 von 8. 

Der heutige Eintrag ist besonders gefühlsgeladen. Nicht, dass du am Schluss dieses Beitrags zu Tränen gerührt sein wirst, aber er wird dich wahrscheinlich dazu animieren, deine Einstellung zu manchen Standpunkten zu überdenken. 

Wie Leonardo da Vinci bereits sagte, stechen Schmerz und Verlust tiefer, als jedes Messer es je schaffen könnte. Meist fällt es uns Menschen schwer, Verlust richtig zu verarbeiten. Wir neigen daher dazu, zu versuchen, diesen Schmerz mit Extremen zu kompensieren. Sei es das Zurückziehen aus der Gesellschaft, das Verletzen unseres eigenen Körpers, dem Kauf materieller Gegenstände, um die gähnende Leere in unserer Brust zu füllen oder zu vergessen. Wie dir bestimmt bereits jetzt auffallen mag, klingt dieser Text sehr geschwollen und übertrieben. Vielleicht liegt es daran, dass du diesen Schmerz noch nie durchmachen musstest, was beneidenswert schön ist. Sollte dir das aber nur allzu bekannt vorkommen, dann sei dir gesagt, dass du nicht alleine damit sein musst. Du musst nichts in dich hineinfressen oder versuchen es alleine durchzustehen. Es gibt immer Menschen in deinem Umfeld, die für dich da sind.

Da kommen wir auch zum wichtigsten Punkt von heute: Die Aufarbeitung.

Es gibt vielerlei Auslöser, die eine extreme Reaktion herbeiführen können, zwei Beispiele wären, der Verlust einer geliebten Person oder die Trennung von seinem Lebenspartner. Du fragst dich, wie diese beiden Fälle auf einer Stufe stehen können? Jeden Einzelnen verletzen verschiedenste Faktoren unterschiedlich schwer. So vielfältig die Persönlichkeiten der Menschen sind, so unterschiedlich verarbeiten wir Schicksalsschläge. Manche schleudern die Steine weg, die ihnen in den Weg gelegt worden sind, andere schieben sie nur langsam auf die Seite und wiederum andere, weichen ihnen aus. Lass dir an dieser Stelle etwas ans Herz legen. Auch, wenn du nicht darüber nachdenken willst, einfach vergessen willst, benutze trotzdem deinen Kopf. Intensive Gefühle können manchmal ein schlechter Ratgeber sein.

Stell dir vor, dein Partner hat sich vor Kurzem von dir getrennt. Womöglich bist du gar nicht so unglücklich über die Trennung. Weil du aber trotzdem verletzt und gekränkt bist, willst du ihm zeigen, was derjenige verpasst. Aus Trotz machst du plötzlich die Dinge, die er immer mit dir unternehmen wollte, die dich aber eigentlich gar nicht interessiert haben. Triffst dich mit Personen, auf die er eifersüchtig war, postest das auf deiner Social Media Seite, um ihm das reinzudrücken. Du willst, dass ihm die Leere des Beifahrersitzes in seinem Auto genauso einen Stich versetzt, wie dir.
Die Hölle, durch die du gegangen bist. Du willst es ihm heimzahlen. 

Da kommst du auf die zündende Idee, dir ein Tattoo stechen zu lassen. Rebellion. Das Gefühl, die Ketten der Vergangenheit zu sprengen und mit jedem Nadelstich, die Erlebnisse mit deinem Partner auszuradieren, indem du ein Motiv wählst, dass deine Wut widerspiegelt.

Erinnert dich das nicht erst recht an denjenigen? Ist das der richtige Weg, um diese Erfahrung zu verarbeiten?

Die andere Variante, die wir vorher bereits gestreift haben, ist der endgültige Abschied von einer geliebten Person. Mit diesen Zeilen will dir niemand ausreden, dass du dir ein Andenken an jenen geliebten Menschen erschaffen willst. Sei dir an dieser Stelle nur bewusst, mit welchen Erinnerungen du dein Tattoo verknüpfen möchtest.

Hier ist die Zeit dein Freund. Lass sie vergehen, Gras über den ärgsten Schmerz wachsen. Wähle ein Motiv, dass dich an die glücklichen Momente erinnert und dir ein Lächeln beschert. Zwinge dich nicht selber, wegen Tinte unter deiner Haut, andauernd Trauer und Wehmut zu verspüren. Denk an dich und daran, was sich die Person für dich gewünscht hätte. Bestimmt nicht, dass du deprimiert auf deine Vergangenheit mit ihr zurückblickst, weil niemand mehr ihren Platz einnehmen kann.

Es ist besser, sich zu überlegen, welche Erinnerung du bewahren möchtest. Was dich jeden Tag auf’s Neue zum Lächeln bringt und dich mit Freude, an euren gemeinsamen Lebensweg, denken lässt. Bitte handle nie vorschnell und sprich mit deinem Tätowierer, welche tiefgehende Bedeutung dein Tattoo für dich haben soll. Deine Zukunft liegt vor dir und dein Tattoo wird dich dann stets begleiten.

AUTOR: Leonice Mercedes Troha